Um Musik und Kunst wahrnehmen zu können braucht es Stille, nicht nur äussere, etwa mit Abschalten der Mobiltelefone, sondern auch innere Ruhe. In Soglio findet man diese Stille und innere Ruhe, sie passieren wie von selbst. Die Integrität des Ortes mit seiner ausserordentlichen Lage, Geschichte, Architektur, in die Natur eingebunden, öffnet ganz natürlich die Bereitschaft, auf Neues einzugehen. So entstehen Räume, die sich fast danach sehnen, inszeniert und bespielt zu werden.
Das Festival wird in diesen vielfältigen äusseren und inneren Räumen in Soglio durchgeführt.
Giovanni Segantini spricht von Soglio als der «Schwelle zum Paradies» und malt dort «la vita», «das Werden» seines Triptychons. Rainer Maria Rilke dichtet in Soglio «Urgeräusch», Hermann Burger «Zentgraf im Gebirg oder das Erdbeben zu Soglio». Der Filmemacher Daniel Schmid ist so verzaubert von Soglio, dass ein jährlicher Besuch zu seinem Leben gehört. Er dreht in Soglio seinen Film «Violanta».
Das Bergell ist geprägt von grössten Kontrasten, sowohl in der Geographie wie im Klima und erstreckt sich von Maloja im Oberengadin auf 1800 m ü. M. bis nach Castasegna auf 600 m ü. M. und weiter nach Chiavenna, wo Palmen, Kastanien und Feigen auf 300 m ü. M. gedeihen.
Das Tal umfasst eine Sprachgrenze, eine Landesgrenze und eine Konfessionsgrenze. Die einzige dreifache Wasserscheide Europas oberhalb von Maloja öffnet sich gegen Südwesten (das Wasser der Mera fliesst in den Comersee und via Po ins Mittelmeer), gegen Osten (der Inn fliesst via Donau ins Schwarze Meer) und gegen Nordwesten (die Julia fliesst in den Rhein und schliesslich in die Nordsee). All dies widerspiegelt sich in der Bevölkerung und ebenso in der Kulturgeschichte.